Tarifrunde im Bauhauptgewerbe - Entschlossene Grüße aus Münster

Dutzende neue Wohnungen und eine Schule werden im Yorkquartier gebaut, Zuwegungen geschoben, Wasser und Fernwärme verlegt, die Kita weiter hinten ist bereits fertig. "Das wird schon schön hier!" sagt der Polier, sichtlich auch ein bisschen Stolz auf die gute Arbeit. Dass die Arbeitgeber in der ersten Verhandlungsrunde kein Angebot haben finden die meisten hier respektlos. Eshabe gar keinen Reallohnverlust für Bauleute gegeben, hatten die Arbeitgeber in der ersten Runde behauptet - das sorgte für Kopfschütteln.

"War von denen mal einer im letzten Jahr einkaufen?" fragt ein Kollege wütend. Seit Beginn des letzten Tarifabschlusses vom Juli 2021 sind die Verbraucherpreise um 13,7% gestiegen - jeder hier spürt das. "Wir fordern 500 € brutto im Monat mehr, in allen Lohn- und Gehaltsgruppen und auch für Azubis!" erklärt Frank Grünert, Fachgruppenvorsitzender der IG BAU Münster-Rheine. "Wer erfahrene Kolleg:innen halten und neue Fachkräfte gewinnen will, der muss auch faire Löhne zahlen, von denen man leben kann!" fügt er hinzu.

"Lasst ein Foto machen, wir schicken das noch heute unseren Leuten in der Verhandlungskommission auf's Handy." schlägt ein Kollege vor. "Die müssen wissen, dass wir hinter ihnen stehen!"

Und wie geht's weiter?

Am 9. April ist die dritte Verhandlungsrunde. Wir fordern alle Kolleg:innen auf für diesen Tag Urlaub zu nehmen, um vor dem Arbeitgeberverband Westfalen Druck zu machen. Die Münsteraner Kolleg:innen von Rode Rohrleitungsbau, Hugo Schneider, Stratiebo und Natrup Bau haben sich direkt einen Urlaubsantrag eingesteckt.

Und wer bis dahin auch auf seiner Baustelle ein Foto machen will: Gerne! Ruft an, mailt uns, schreibt eine Nachricht oder schickt einfach ein selbstgemachtes Foto oder Video! Denn wie sagte der ältere Kollege in Münster: "Geschenkt haben die uns noch nie was. Wer sich auf der Baustelle versteckt bekommt nix - die 500 Euro müssen wir uns holen!"